Projekte zum Schutz und zur Wiederherstellung der Artenvielfalt

Projekte und Ziele

Schon viele Jahre betreut der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e.V. den Priwall und die Pötenitzer Wiek. Seit 2009 sind wir offizieller Schutzgebietsbetreuer für das Naturschutzgebiet „Südlicher Priwall“ und versuchen auf Grundlage jahrelanger Beobachtung und praktischer Erfahrungen zahlreiche Projekte zum Schutz oder zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt zu initiieren, die in Kooperation mit den zuständigen Naturschutzbehörden und weiteren Akteuren selbst durchgeführt oder begleitet werden.

Wiesenvogelschutz

Regeneration der Großen Salzwiese als Brut- und Rasthabitat für Wasser- und Wiesenvögel

Noch in den 1960er Jahren war der Priwall ein Vogelparadies für verschiedene Wiesenvogelarten und auch der mittlerweile stark gefährdete Kiebitz brütete mit bis zu 100 Paaren auf der circa 30 Hektar großen Priwallwiese. Das Anpflanzen von Hybridpappeln sorgte jedoch für eine Verdrängung des Kiebitzes und vieler weiterer Arten, wie dem Rotschenkel und Kampfläufer, die als bodenbrütende Arten auf offene Feuchtwiesen ohne hohe Vegetationsstrukturen angewiesen sind.

Erst mehrere Sturmhochwasser und der damit einhergehende Einfluss von Salzwasser ließen einige Pappeln absterben, sodass das Gebiet seit 2007 wieder vom Kiebitz angeflogen und als Brutgebiet genutzt wird. Ein weiteres Problem stellte jedoch der Fuchs dar, der die Gelege der bodenbrütenden Art räuberte.

Seit 2015 wird somit ein Teil der Wiese während der Brutzeit eingezäunt, um die Nester vor Füchsen, Marderhunden und Wildschweinen zu schützen. Angefangen von kleinen Einzäunungen rund um die einzelnen Nester werden mittlerweile ca. 15 Hektar rund um die große Blänke großflächig gesichert. Mit Erfolg, denn immer mehr Kiebitze kehren als Brutvögel auf den Priwall zurück.

Aber nicht nur der Fuchs macht den Wiesenvögeln zu schaffen: Die zunehmende Trockenheit ist ein weiteres Problem. Gerade die jungen Küken benötigen flache Schlammbereiche, in denen sie nach Insekten stochern können.

Mit vielen engagierten EhrenamtlerInnen haben wir im Herbst 2019 per Handarbeit einen Damm errichtet, der das Wasser im Frühjahr länger auf der Wiese anstaut. Dies kam nicht nur dem Kiebitz zugute, sondern auch vielen anderen Wasservögeln, wie dem Kampfläufer, Bruchwasserläufer oder Brandgänsen, die wochenlang auf der Priwallwiese rasteten.

Auch ehemalige Brutvögel kehrten auf den Priwall zurück und nisteten im Schutz der sich gut verteidigenden Kiebitzpopulation. So zum Beispiel der Sandregenpfeifer und viele Flussregenpfeifer. Erstmals seit den 1960er Jahren brüteten 2020 auch wieder zwei Rotschenkelpaare auf der Priwallwiese.

Seeschwalbeninsel

Was in den 1920er bis 1940er Jahren noch als Start- und Landebahn für Wasserflugzeuge diente, stellt heute einen wichtigen Lebensraum für viele Vogelarten dar. Die Rede ist von einem gesprengten ehemaligen Betonanleger am Ostufer der Pötenitzer Wiek, der im Jahr 2009 mit Mitteln des Umweltministeriums Schleswig-Holstein in Kooperation mit der Lübeck Port Authority und der Lübecker Naturschutzbehörde aufgebaggert und zu der sogenannten „Flussseeschwalbeninsel” umfunktioniert wurde.

Und die circa 1200 m² große Kiesinsel wird ihrem Namen gerecht: Bereits im Sommer 2010 wurden die ersten drei Flussseeschwalben-Jungvögel in dem neuen Lebensraum gesichtet. Ein großer Erfolg vor dem Hintergrund, dass dies der erste Brutnachweis der Vogelart in Lübeck seit 45 Jahren war.

Heute gilt die Seeschwalbeninsel als Brutstätte einer der größten Flussseeschwalbenkolonien an der deutschen Ostsee und dient zudem als Rast- und Nahrungshabitat vieler weiterer Vogelarten wie dem Singschwan, dem Gänsesäger und unzähligen Kormoranen.

Jedes Jahr nach der Brutzeit hilft uns eine Schulklasse des Travegymnasiums Lübeck, die Insel zu entkrauten und somit optimale Brutbedingungen für das folgende Jahr herzustellen.

Webcam

Aus dem Wunsch, das Brutgeschehen auf der Flussseeschwalbeninsel noch genauer verfolgen zu können und sowohl Vorkommen als auch Anzahl der Vogelarten zwecks wissenschaftlicher Auswertungen zu beobachten, entwickelte sich eine neue Idee: Eine Webcam, die es ermöglicht, einen Einblick in das Geschehen auf der Insel zu bekommen, ohne jedoch die Tiere selbst zu stören.

Nachdem „regiobranding”, ein Forschungsprojekt zwischen der Leibniz-Universität Hannover, der Stadt Lübeck und weiteren Partnern, sich dazu bereiterklärte, das Projekt zu finanzieren, nahm unser Plan erstmals im Frühjahr 2017 Gestalt an. Nach vielem Überlegen, Vergleichen und Diskutieren fiel die Entscheidung auf eine PTZ-Kamera (PTZ steht für Pan-Tilt-Zoom, also Schwenken-Neigen-Zoomen), die eine gute Bildqualität selbst bei schwierigeren Sichtverhältnissen verspricht.

Dem Komplex wurden anschließend noch ein Solarmodul, mehrere Akkus und ein Solarregler hinzugefügt. Das Signal wird über eine WLAN-Verbindung an das „Naturfreundehaus Priwall” und von dort aus an das öffentliche Netz gesendet. Die Kamera ist nun seit dem 08. Juli 2018 in Betrieb und liefert seitdem einzigartiges Beobachtungsmaterial und fantastische Bild- und Videoaufnahmen, die in der Naturwerkstatt angesehen werden können.

Auch hier versuchen wir euch so oft wie möglich durch aktuelle Bild- und Videoaufnahmen auf dem Laufenden zu halten.

Düneninsel

Schaffung eines Refugiums für bedrohte Küstenvögel

Die Schaffung der Seeschwalbeninsel und die damit unmittelbar ermöglichte Rückkehr der Flussseeschwalben haben uns gezeigt, dass der Priwall und seine wasserreiche Umgebung eine große Bedeutung für Küstenvögel haben, sofern geeignete Brut- und Rastplätze vorhanden sind.

Um neben den Flussseeschwalben auch den vom Aussterben bedrohten Zwergseeschwalben und anderen gefährdeten Küstenvögeln, wie dem Sandregenpfeifer, Austernfischer und Säbelschnäbler, ein Brutgebiet bereitzustellen, soll vor der Ostküste des Priwalls in der Pötenitzer Wiek eine flache Vogelschutzinsel aufgespült werden. Diese soll ein Ersatz für die in Folge der Flussregulierung verloren gegangenen Salzwiesen, Trave-Sandbänke und Windwatten sein. Ihre weitere Entwicklung mit typischen Küstenstrukturen wie Strandwällen, Kiesflächen, Salzwiesen und Windwatten soll, bei vorausschauender Planung, von den vor Ort wirksamen Naturkräften weitgehend selbst übernommen werden.

Mit der Düneninsel würden nicht nur Brutplätze entstehen: Die Anhebung des Gewässergrundes aus der sauerstofffreien Tiefenzone in die höheren, sauerstoffversorgten Wasserschichten würde eine Verbesserung der ökologischen Verhältnisse für die Unterwasserfauna und -flora zur Folge haben. Dadurch würde ein bedeutendes Habitat entstehen, das nicht nur die örtlichen Brutpopulationen versorgen, sondern auch Rast- und Nahrungshabitat für viele durchziehende Watvögel sein würde.

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